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Buch des Monats


Hier stellen wir Ihnen "Das Buch des Monats" vor. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sie orientiert sich auch nicht an den gängigen Publikationen über die aktuelle literarische Szene, sondern spiegelt einzig und allein die subjektive Meinung und das Literaturverständnis der Redaktion wider.

Wir werden uns zwar immer alle erdenkliche Mühe bei unserer Auswahl geben. Gleichwohl können wir nicht ausschließen, daß unser ausgesuchtes Buch des Monats nicht immer ungeteilten Beifall findet. Doch dieses Risiko wollen wir in Kauf nehmen.




Das Buch des Monats Juni 2012
Titel: Was davor geschah
Autor(en): Martin Mosebach
Verlag: Hanser (332 Seiten, € 21,90)
ISBN-Nr.: 3446235620

Aus einfachen Dingen, scheinbar belanglos, nur am Rande erfaßt, ergeben sich mitunter weitreichende, in ihrer Konsequenz nicht im mindesten vorhersehbare, schlimmstenfalls auch nicht mehr umkehrbare Abläufe. So wie in Mosebachs Roman, wo die Geliebte im Bett die Frage stellt: Wie war das eigentlich bei dir, bevor wir uns kannten. Um diese vordergründig so harmlose Frage und ihre Folgerungen dreht sich die Geschichte, die Mosebach unaufgeregt, mit kühler, präziser Sprache erzählt.

Ein Gesellschaftsroman, wie man ihn nur selten noch im aktuellen Literaturbetrieb findet, angesiedelt in der Jetztzeit, im besseren Milieu. Man residiert im Taunus, dort, wo der Weg in die Finanzmetropole Frankfurt nicht weit ist und wo es eine auffällige Anhäufung gutbetuchter Leute gibt. Das handelnde Personal ist überschaubar, man kennt sich, pflegt die Seilschaften und belügt sich und betrügt sich, trifft sich zu illustren Sonntagsmeetings mit Bussi hier und Bussi da, fährt anschließend wieder nach Hause oder sonstwohin. So ist das Leben eben in jenen Kreisen, so kann es jedenfalls sein. Und so oder so ähnlich wird es vermutlich auch sein, wenn auch nicht überall und nicht bei allen, die die Armutsgrenze ein beträchtliches Stück überwunden haben. Der Autor weiß wohl, wovon und worüber er schreibt, denn er ist Frankfurter.

Der 1951 geborene Mosebach verkörpert eher den Anti-Typ des Schriftstellers, nach dem die Verlage und Feuilletons heute in großer Mehrzahl verlangen. Ihm haftet wenig Spektakuläres an, wenngleich er als nicht angespaßt gilt und mit mainstreamuntauglichen Äußerungen einiges Aufsehen erregte, sich ferner erdreistete, nicht Literatur oder Germanistik, sondern Jura studiert zu haben und es dennoch zu einer durchaus nennenswerten schriftstellerischen Popularität zu bringen, die ihm - zum Leidwesen seiner nicht wenigen Gegner und Kritiker - inzwischen eine erkleckliche Anzahl von Preisen einbrachte, darunter 2007 der „Büchnerpreis“, der vielen als die wichtigste deutsche Literaturauszeichnung gilt.


Hinweis:
Vorherige "Bücher des Monats" können Sie weiterhin in unserem Archiv einsehen.




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