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Buch des Monats


Hier stellen wir Ihnen "Das Buch des Monats" vor. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sie orientiert sich auch nicht an den gängigen Publikationen über die aktuelle literarische Szene, sondern spiegelt einzig und allein die subjektive Meinung und das Literaturverständnis der Redaktion wider.

Wir werden uns zwar immer alle erdenkliche Mühe bei unserer Auswahl geben. Gleichwohl können wir nicht ausschließen, daß unser ausgesuchtes Buch des Monats nicht immer ungeteilten Beifall findet. Doch dieses Risiko wollen wir in Kauf nehmen.




Das Buch des Monats März 2014
Titel: Werke in acht Bänden (Hermann Burger)
Autor(en): Hermann Burger
Verlag: Nagel & Kimche (3184 Seiten / € 149,00)
ISBN-Nr.: 3312005611

Seit langem schon ist es still geworden um Hermann Burger. Er wurde nur sechsundvierzig Jahre alt, starb am 28. Februar 1989 durch eigene Hand. Doch noch immer gibt es Stimmen, die nicht an den Suizid glauben, sondern Burger eher die versehentliche Einnahme einer zu starken Dosis Schlaftabletten unterstellen. Und das, obwohl er mit zunehmenden Jahren immer stärker unter Depressionen litt und sich bereits über das Thema Freitod öffentlich, auch literarisch, mit Anlehnungen an Carl Amery („Hand an sich legen“) ausgelassen hatte. Denn als er starb, hatte er soeben erst Teil eins des auf vier Bände angelegten Romans „Brenner“ erfolgreich auf den Markt gebracht.

Zeitlebens kränkelt er, erlitt, kaum mehr als zwanzig Jahre alt, schon erste seelische und körperliche Zusammenbrüche. Trotzdem rang er seinem jungen Leben angesehene gesellschaftliche Auszeichnungen ab, denn er studierte, promovierte, habilitierte, auch gründete er eine Familie. Man kann nur ahnen, welche Anstrengungen ihm das abverlangte, ihm, der am und mit dem Leben verzweifelte, der niemals seiner seelischen, seiner psychischen Leiden Herr wurde.

Burgers Interesse galt vornehmlich den Außenseitern der Gesellschaft, als der er sich im Grunde wohl auch selbst verstand, und diesen verlieh er in seiner Prosa, seiner Lyrik nur zu häufig Gestalt und Stimme oder ließ sie eben schweigen.

Dankenswerterweise gibt der Verlag Nagel & Kimche nun Burgers Gesamtwerk heraus. Zugegeben, eine Menge Lesestoff, immerhin über dreitausend Seiten. Der interessierte Leser muß dafür auch etwas tiefer in die Tasche greifen:
€ 149,00. Er wird mehr als entschädigt mit dem Lebenswerk eines Mannes, der nach wie vor als einer der bedeutendsten Nachkriegsautoren der Schweiz gilt. Eine leise, eine einsame Stimme, trotz allem Burlesken, Grotesken, Absurden, Aberwitzigen, das sich nicht selten durch seine Texte zieht.

Nicht immer muß man viel wissen von denjenigen, deren Buch man gerade liest. Bei Hermann Burger jedoch ist es unbedingte Pflicht, sich mit seinen Lebensumständen vertraut zu machen, spätestens dann, wenn man sein erstes Buch zu Ende gelesen hat.




Hinweis:
Vorherige "Bücher des Monats" können Sie weiterhin in unserem Archiv einsehen.




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