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Buch des Monats


Hier stellen wir Ihnen "Das Buch des Monats" vor. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sie orientiert sich auch nicht an den gängigen Publikationen über die aktuelle literarische Szene, sondern spiegelt einzig und allein die subjektive Meinung und das Literaturverständnis der Redaktion wider.

Wir werden uns zwar immer alle erdenkliche Mühe bei unserer Auswahl geben. Gleichwohl können wir nicht ausschließen, daß unser ausgesuchtes Buch des Monats nicht immer ungeteilten Beifall findet. Doch dieses Risiko wollen wir in Kauf nehmen.




Das Buch des Monats August 2009
Titel: Das Löwenmädchen
Autor(en): Erik Fosnes Hansen
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (396 Seiten; € 19,95)
ISBN-Nr.: 3-462-03973-3

Launen der Natur, Absurditäten der Schöpfung, mit einer Wahrscheinlichkeit, die gegen Null tendiert. Und dennoch suchen sie die Menschheit heim, seitdem diese die Erde bevölkert, befallen einzelne Unglückliche, deren Leben eine schicksalhafte Wende schon bei der Geburt erfährt.

Eva, so nennt Hansen die Protagonistin seines Romans, kommt als „Wolfsmensch“ zur Welt, über und über mit Haaren bedeckt schon bei der Geburt, die nicht mehr abfallen wollen, sondern sich zu einer Art Fell entwickeln; zentimeterlanges helles Haar, das bis auf wenige Stellen den gesamten Körper überzieht und nicht zu bannen ist. Die medizinische Fachwelt nennt diese monströse Entwicklung menschlichen Lebens heute neben der lateinischen Bezeichnung „Hypertrichosis lanuginosa congenita“ auch „Galvus´ Krankheit“ in Anlehnung an einen besonders spektakulären Fall aus dem Mittelalter, bei dem Petrus Galvus und dessen Tochter Tognina mit dem Leiden geschlagen waren.

Eva weist außer dieser Abnormalität keine Besonderheiten auf, ist im übrigen mit allen Anlagen und Fertigkeiten eines kerngesunden Kindes versehen. Doch die Welt, vornehmlich das kleine Städtchen in Norwegen, wo sie geboren wird, nimmt sie als „Wechselbalg“, als Monstrum zur Kenntnis. Ihre Mutter stirbt nach der sturzbedingten Frühgeburt, der Vater, Stationsvorsteher am örtlichen Bahnhof, schämt sich ihrer und verbirgt sie anfangs vor der Öffentlichkeit. Eva durchläuft alle Widerwärtigkeiten, alle Demütigungen, denen Außenseiter und Andersgeartete in jeder Gesellschaft zu allen Zeiten ausgesetzt waren und sind. Schon bald weiß sie, daß sich an diesem erbarmungslosen Zustand für sie zeitlebens nichts ändern wird, arrangiert sich damit, schlägt auf ihre Weise auf ihre Peiniger zurück, die ihrerseits nicht müde werden, ihr böses, verabscheuungswürdiges Tun fortzusetzen.

Erik Fosnes Hansen (geb. 6. Juni 1965) zählt zu den populärsten norwegischen Gegenwartsautoren. Gleichwohl zählt sein Werk bis heute erst wenige Romane; der zweite indes („Choral am Ende der Reise“), der 1990 veröffentlicht wurde und sich mit der Titanic-Tragödie beschäftigt, machte ihn weltbekannt und zum Auflagen-Millionär.
„Das Löwenmädchen“ (herausgegeben 2006), in der oftmals herben, nicht zu Sentimentalitäten neigenden Sprache Hansens von Hinrich Schmidt-Henkel hervorragend ins Deutsche übertragen, schickt sich an, den Erfolg des Autors in beeindruckender Manier fortzusetzen.


Hinweis:
Vorherige "Bücher des Monats" können Sie weiterhin in unserem Archiv einsehen.




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