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30.10.2006 Deutscher Buchpreis 2006

Erneut wurde der „beste deutschsprachige Roman“ gesucht, dieses Mal für 2006. Anläßlich der diesjährigen Frankfurter Buchmesse glaubte eine Jury, ihn gefunden zu haben: „Die Habenichtse“ von Katharina Hacker.

Offenbar fällt den Initiatoren des Preises niemand in den Arm, wenn sie zu solchem Aberwitz der Bestenkürung ansetzen. Denn wenn sich etwas nie und nimmer rational gegenüberstellen oder vergleichen läßt, dann ist es Literatur, dann sind es Prosa, Lyrik, Belletristik, dann ist es Kunst schlechthin. Für jedwede Rang- und Reihenfolgen ist da keinerlei Raum; es sei denn, man begibt sich auf das Niveau von Bestsellerlisten. Dort allerdings schlagen sich ausschließlich Verkaufserfolge nieder, und die sind bekanntlich nicht unbedingt ein zuverlässiger Gradmesser literarischer Qualität.

Die in ihrer Zusammensetzung durchaus zu hinterfragende Jury schwamm noch verschlimmernd bei der Auswahl des Titels auf der ersten und höchsten Welle des literarischen Mainstreams. Hackers Buch ist ein Musterbeispiel dafür, mit welchen Inhalten bzw. Sammelsurien im zeitgenössischen Literaturbetrieb – und wie man sieht, bis ganz nach oben – gepunktet werden kann: Sinn- und werteentleerte No-Future-Generation, New York 11.9., Irak-Krieg, Kindesmißhandlung, Drogenkonsum, Holocaust, gleichgeschlechtliche Neigungen, Promiskuität.

Landauf, landab war die Kritik voll des Lobes. Allerdings nicht schon, als das Buch im Frühjahr erschien, sondern jetzt, nachdem die literarische Qualität des Werks preiswürdigungsmäßig sozusagen offiziell verliehen wurde.
Sieht man sich die Kritiken jedoch näher an, ähneln sich auffällig häufig Formulierungen in einigen Passagen auf verblüffende Weise. Das hat einen erklärlichen Grund: Der Einfachheit halber übernahm man die verständlichen Lobpreisungen der Jury.

Nur wenige Kritiker hatten die Stirn, den stromlinienförmigen Lobeszyklus des Betriebs zu verlassen und – wie wohl der Mutigste unter ihnen – die Jury-Entscheidung als „bizarr“ zu brandmarken.
Das Preisgericht sprach unter anderem von der „flirrenden, atmosphärisch dichten Sprache“ der Gewürdigten. Ob man damit auch die Buchpassagen „Da war Isabelle.“, „Und da war Isabelle.“, „Und dann war da Mae.“, „Hier war Ben.“ oder „Da hockte Dave.“ meinte?




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