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Kritikus


03.03.2007 Deutsche Literaturszene.........xte Folge.......

Blond, weiblich, knapp unter Dreißig, Philosophiestudium. Eigentlich genügt das schon, um einen Roman an den Verlag zu bringen. Dazu noch Enkelin eines ehemaligen Nazi-Führers, des Reichsjugendführers von Schirach ...... da öffnen sich Türen im bundesdeutschen Literaturhaus von ganz allein.

Um gleich klarzustellen, um was es im Roman-Erstling der Jungautorin geht, ein kurzer Auszug: „Durch die Erotik können wir Teil an etwas nehmen, das Bataille als Kontinuität des Seins beschreibt, etwas, das nicht religiös, aber göttlich ist. Ficken als Gebet.“ Sie schreibt, wohlgemerkt, über sich und von sich selbst. Da heißt es dann weiter: „Meine Brüste sind klein. Als ich ein Teenager war, führte ich alle sexuellen Zurückweisungen auf meinen Mangel an Oberweite zurück. .......Ich weiß nur, daß ich irgendwann damit anfing, mich oben ohne zu sonnen, daß Männer, meine Brüste in ihren Händen wiegend, ihre Schönheit und Eigentümlichkeit priesen, daß Zungen meine Nippel freisprachen von allem Verdacht.“
Ist es nicht das, was wir alle unbedingt über Ariadne von Schirach noch wissen wollten?

„Der Tanz um die Lust“ hat die Autorin ihren Roman betitelt. Darum geht es. Und nur darum. Ihre Protagonisten – sie selbst offenbar eingeschlossen – hangeln sich von einem One-Night-Stand zum nächsten, von einem Bett ins andere. Frauen in diesem Genre sind auf der Dauer-Pirsch, auf der Endlos-Balz. „Männer werden mitgenommen“, und wenn sie gefielen, angerufen, daß sie wiederkommen.

Bei diesem Romanstoff ist vielleicht ein Auszug aus der Biographie der Autorin – über ihre sexuellen Exhibitionen hinaus – interessanter als ihr Buch. Bereitwillig erzählt sie über sich. Mit Vierzehn flog sie zum erstenmal aus einem Internat, wegen Blasphemie und Drogen. Im Gottesdienst habe sie gepöbelt und die anderen Mädchen zum Trinken animiert. Ein zweites Mal flog sie „wegen Kiffens“ von einem anderen Internat. So, wie sie darüber berichtet, betrachtet sie diesen Teil ihrer Vergangenheit nicht unbedingt als Makel, eher als ein interessantes. vorzeigbares Detail.

Kritikus wird, sofern er´s nicht vergißt, gelegentlich nach dem weiteren Werdegang der exaltierten, mitteilungsbedürftigen jungen Frau forschen. Es interessiert ihn über alle Maßen, welches Glück sich aus solchem Lebenshintergrund schmieden läßt.


(„Der Tanz um die Lust“ /Ariadne von Schirach / Goldmann – Verlag)


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