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23.07.2007 Wondratschek im Jammertal

Wolf Wondratschek lieferte jüngst wieder ein Beispiel jener unsäglichen, unerträglichen Arroganz, jener impertinenten Selbsterhöhung, die nicht wenigen Akteuren im Literaturbetrieb zueigen ist. Vornehmlich jenen, die nicht einmal in der ersten Liga spielen.

Eine Frau, offenbar Wondratscheks Lyrik zugetan, hatte ihm selbstverfaßte Gedichte zugesandt, wohl mit der Bitte, diese zu prüfen und sie vielleicht seinem Verlag anzuempfehlen.
Es mag ja sein, daß Wondratschek und Kollegen sich durch solcherart Post belästigt, sich in ihrer Arbeit, in ihrem Leben gestört fühlen. Doch keinesfalls rechtfertigt dieser Umstand den Hohn, den Spott, die Demütigungen, die er kürzlich im Feuilleton einer Zeitung über die arglose, gewiß naive, weil die Literaturszene offensichtlich nicht kennende Frau stellvertretend ausschüttete. „Post aus Jammertal“ überschrieb er seinen hämischen, verletzenden Beitrag, in dem er ein Mörike-Gedicht ähnlichen, doch ungleich milderen Inhalts besprach.

Kritikus geht zufälligerweise einer Betätigung nach, die – für die Menschheit ebenso unwichtig wie für manche die schönen Künste – ebenfalls außerordentlich selektive Anforderungskriterien aufweist. Wondratschek würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – er kann die Probe aufs Exempel antreten – beim Versuch, es Kritikus und seinen Leuten gleichzutun, total oder mit undiskutablen Leistungen scheitern. Vergleichbar mit begeisterten, leider mit unzureichendem Talent gesegneten Wunsch-Lyrikern. Doch – anders als von ihm selbst praktiziert – würde Wondratschek vom „Betrieb“ allen Respekt, alle Anerkennung erfahren, auf die jeder Mensch unter allen Umständen, auch bei tatsächlicher oder vermeintlicher Ungeeignetheit, einen unverbrüchlichen Anspruch haben sollte.



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