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Kritikus


10.12.2008 Die Lust am Bösen...........xte Folge......

Vorweihnachtszeit, feierliche Stimmung, die Buchhandlung festlich geschmückt, alle Gesichter, Kunden wie angestelltes Personal, strahlen Verinnerlichung und Friedfertigkeit aus. Kritikus steht sinnend und prüfend an der großen Bücherwand, läuft schon Gefahr, sich von dieser Atmosphäre der besonderen Art überwältigen zu lassen, als zwei Damen mittleren Alters in seiner Nähe geschäftig in den Buchstapeln zu kramen beginnen. Als die Geräusche der Suchenden lauter werden, bietet alsbald eine nahezu gleichaltrige Fachkraft weiblichen Geschlechts, die auf der Gehaltsliste des Buchhändlers steht, ihre Dienste an. Die Damen sind auf der Suche nach einem bestimmten Buch eines bestimmten Autors.

Mehrfach vernimmt Kritikus die Genre-Bezeichnung „Krimi“, die Stimmen der von einer Zweier- zur Dreiergruppe mutierten literarischen Interessengemeinschaft werden lauter, noch lebhafter, geradezu munter und fröhlich. Man scheint übereinzustimmen in der ausnehmend guten Beurteilung des Autors und der von ihm gemeinhin zu Papier gebrachten Geschichten. Sein neues Werk kennen die Besucherinnen allerdings noch nicht, doch dieser Wissenslücke setzt die Fachkraft nun unverzüglich mit beherzten Worten rasch ein Ende. Es gäbe da einen Mord, ganz seltsam und scheußlich, der Inspektor – offenbar auch ein schon guter Bekannter der Damen – stochere zuerst eine ganze Weile im Dunkeln, dann gäb´s „noch ein paar Morde mehr“. Und dann erst, endlich, wäre der Inspektor auf der richtigen Spur. Die Verkaufsfrau schüttelt es beim Vortrag beinahe sichtbar vor wohligem Erschauern.

Dergestalt überzeugt vom offensichtlich zusagenden Inhalt des Werks in mittlerer Buchrückenstärke, ersteht eine der Damen unverzüglich das gute Stück, läßt es in grünweißrotes Geschenkpapier einschlagen und zieht mit ihrer Begleiterin von dannen, runde, gesunde, gütige Frauengesichter, mit leicht geröteten Wangen, vielleicht von der anregenden Unterhaltung herrührend. Gleich darauf sind sie im Strom der Passanten verschwunden.



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