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07.02.2010 Deutsche Literaturszene ...... xte Folge .....

Ein neuer Stern ging am bundesdeutschen Bücherhimmel auf. Weiblich, siebzehn Jahre jung, gefeiert für ein Buch, das kürzlich herauskam, an dem sie mit großer Wahrscheinlichkeit schon ein bißchen früher herumgeschrieben haben dürfte. Vielleicht schon mit sechzehn? Oder sogar noch ein bißchen früher, ein bißchen jünger? Helene Hegemann sorgt momentan für Aufruhr in der deutschen Literaturszene.

Worum geht´s. Na, um was wohl? Um all die Dinge, die einer Pubertierenden im erwähnten Alter heutzutage so durch das Köpfchen zu gehen pflegen. Wo? Natürlich in Berlin. Jungs, Sex, Drogen, Abrechnung mit den Alten, mit Gott und der Welt, Lakonie, Null-Bock. Natürlich auch um alles mit „F“, und überhaupt, Adoleszens-Gemengelage bis zum Abwinken. Selbst Maxim Biller ist ganz aus dem Häuschen, gerät ins Schwärmen, benötigte eine volle Zeitungsseite, um seine überschwengliche Rezension samt obligatorischem, großformatigem Autorinnenfoto unterbringen zu können.

Doch Biller und die übrigen Hosianna-Rufer sollten auf der Hut sein. Wie verhält sich das eigentlich mit der Kinderpornographie? Denn über das Zauberbuch kursieren inzwischen schon Einstufungen und Benotungen als „Baby –Variante“ von Roches „Feuchtgebiete“. Wie lange gelten Kinder als Kinder? Wenn die Autorin das Buch vielleicht schon mit vierzehn geschrieben hat? Zumindest schon daran arbeitete? Darf sie es überhaupt veröffentlichen, auch wenn sie dann nicht mehr Kind ist, es aber ihrer eigenen Noch-Kindheit entstammt. Beim Verfassen der „großen, unvergeßlichen Literatur“ (O-Ton Biller) noch Kind, bei der Veröffentlichung kein Kind mehr und damit strafmündig? Verbreitet sie damit Kinderpornographie? Ihre eigene? Darf man das überhaupt lesen?

Es wird doch wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis eine frühreife Zehnjährige auch mal so richtig was vom Stapel läßt über – um im Genre zu bleiben – die ureigensten Feuchtgebiete, sekundiert von der Frau Mama. Tennis- und Eislaufmuttis sind schließlich Auslaufmodelle. Und Charlotte Roche als Millionärin spornt nun wirklich ungemein mächtig an.

Dann heißt es allerdings besonders aufgepaßt für die Jubelrezensenten. Denn je jünger die Protagonistinnen sind, um so unnachsichtiger gebärden sich zurecht die Staatsanwälte, wenn´s ums Pornographische geht.

Und mit dem latenten Vorwurf, mit dem Hegemann – nicht von ungefähr wollen Eingeweihte Parallelen zu ihrem eigenen Leben sehen – die Älteren, die Erwachsenen überzieht, sie hätten ihr und ihrer Generation die Welt zerstört und lebensunwert gestaltet, macht sie sich´s nun doch wohl allzu leicht.
Vielleicht erzählt sie uns ja in ihrem nächsten Buch einmal, was sie selbst inzwischen alles unternommen hat, damit sich das irdische Jammertal zum Besseren zu wenden anfängt, damit die nächste Generation, vielleicht ihre eigenen Kinder, es womöglich schon ein bißchen besser antreffen hier unten, als erstes in ihrem Zuhause.

„Axolotl Roadkill“ / Helene Hegemann / Ullstein-Verlag


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