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22.07.2015 Deutscher Buchpreis 2015

Das Spektakel "Deutscher Buchpreis" wirft wieder seine Schatten voraus. Aus diesmal dem Vernehmen nach 167 deutschsprachigen Romanen, von den Verlagen nach eigenen Spielregeln eingereicht, wird am Ende der Sieger gekürt, was einem Ritterschlag durch die Queen schon ziemlich nahekommt, jedenfalls im Literaturbetrieb. Und die mit der Ehrung einhergehenden Vorteile sind immens: Preisgeld von immerhin 25.000 Euro, ab sofort ist man wer, beträchtliche Auflagensteigerung auf Dauer, selbst jener Schreibarbeiten, die vorher kaum jemand in die Finger nahm, Vorzeigelorbeer bis zum Ende nicht aller, aber doch wenigstens der eigenen Tage.

Herauskommt bei der Prozedur nach eigenem Verständnis der Veranstalter der "beste deutschsprachige Roman des Jahres". Über die Auswahl brütet eine Jury, die zwar jährlich wechselt, deren Zusammensetzungsregularien sich gleichwohl Außenstehenden nicht unbedingt erschließen.

Es versteht sich schon fast von selbst, daß der deutschsprachige Preis mit einer "Longlist" und "Shortlist" agiert; als Zwischenergebnis schickt er zwanzig Romane in den Ring; die finale Liste, aus der dann der Siegertitel hervorgeht, besteht am Ende noch aus sechs Romanen.

Um es vorsichtig auszudrücken: Die Unternehmung ist nicht unumstritten, wird am heftigsten von den eigentlichen Protagonisten der Sache, der Autorenschaft, angegriffen. Kein Geringerer als Wilhelm Genazino sprach von Mißbrauch der Autoren und ihrer Bücher. Marlene Streeruwitz, selbst schon mal dort gelistet, klagte über Häme, Tratsch und weitere Zumutungen, Peter Handke ließ seine Nominierung wieder streichen. Daniel Kehlmann forderte die Abschaffung des Wettbewerbs, und Ralf Rothmann wollte partout – gegen den erklärten Willen seines Verlages und auch der Jury (!) – gar nicht erst auf die Auswahlliste gesetzt werden.

Und am Ende – Kritikus weiß: Ein Anblasen gegen Windmühlen – wieder mal das Herunterbeten eigentlicher Selbstverständlichkeiten:
Es gibt kein bestes Buch! Genauso wenig, wie es ein bestes Bild, ein bestes Foto, eine beste Komposition, eine beste Skulptur, einen besten Film, eine beste Oper ... und …. und …. und …. gibt!




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