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23.10.2005 Altherren-Riege

Arme Elfriede Jelinek. Aus Schweden drang schlimme Kunde gen Süden. Vor Jahresfrist wurde ihr der Literatur-Nobelpreis verliehen, dessen feierlicher Verleihung sie fernblieb und anstelle dessen mit einer Video-Botschaft glänzte. Was ihr so mancher verübelte, der jener Geschichte von der Auftritts-Phobie nicht so recht Glauben schenken wollte. Einer aus der zumeist älteren Männer-Riege, die alljährlich den Preisträger kürt, bekannte nun frei und fromm, daß das Werk der Jelinek eigentlich nicht nobelpreiswürdig sei und wohl nur wenige Mitglieder des Preiskomitees ein Buch von ihr so richtig gelesen hätten.

Es brauchte tatsächlich ein Jahr, um diese unbotmäßige Verlautbarung abzusetzen! Kann man da nicht schon von Verjährung sprechen? Eines besonderen Mutes bedurfte es der Abweichler freilich nicht, hatte er sich doch bereits seit längerem aus seinem Preisrichteramt, das nach den Statuten auf Lebenszeit verliehen wird, zurückgezogen, weil ihm (Anmerkung: nicht nur ihm) auch frühere Nominierungen bisweilen übel aufgestoßen waren.

Wie man die Jelinek kennt, wird sie das späte Störfeuer aus dem hohen Norden nicht sonderlich stören; so wenig, wie ihr das jahrelange Sperrfeuer ihres ungeliebten Heimatlandes etwas anzuhaben vermochte.

Vielleicht hätte sich das Problem mit der unkonformen, sperrigen Autorin erst gar nicht aufgetan, wären nur ein paar belesene Damen dem Männer-Orden mitberatend zur Seite gestellt worden.


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