Kritikus
16.11.2005 Fragestunde
Es gibt sie immer wieder, jene Besucher von Literaturlesungen, die am Ende den Autor mit Fragen traktieren nach dem Warum, Wieso und Weshalb. Von den Beweggründen der Fragesteller abgesehen, kann sich der so Befragte keine schlimmere und deprimierendere Tortur antun, kann er keine größere Todsünde begehen als den Versuch zu unternehmen, die – oft schlichten, häufig egozentrisch oder auch wichtigtuerisch motivierten – Fragen zu beantworten.
Kritikus erinnert sich an einen Filmregisseur, der sich am Ende der Uraufführung seines Films (anschließende Bewertung der Fachwelt: äußerst anspruchsvoll) den Zuschauern auf der Bühne stellte. Qualvoll mußte er anschließend miterleben, wie gründlich sein Werk – zumindest bei den meisten Fragestellern – mißverstanden wurde, seine künstlerische Vision unverstanden blieb.
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