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26.03.2006 Literatur-Theater

Keine literarische Vorlage kann so schlecht sein, daß sich nicht noch ein Regisseur findet, der sie auf die Bühne bringt. Vor allem, wenn´s schlüpfrig zugeht. So geschehen mit Juli Zehs „Spieltrieb“. Inhalt des Buches und des nun im Hamburger Schauspielhaus (Regisseur: Roger Vontobel) aufgeführten Theaterstücks: Schülerin verführt den – aufgemerkt! - Sportlehrer, läßt sich dabei – ohne Wissen des vom Pfad der Tugend abgekommenen Pädagogen – vom eigenen, bedauerlicherweise impotenten Freund photographieren. Fortan erpressen die beiden hoffnungsvollen Nachwuchskräfte den - wortwörtlich - Lehrkörper. Nicht um schnödes Geld, nein, sondern um die wöchentliche Wiederholung der Kopulation, am selben Ort, am selben Tag.

Der Regisseur läßt sich nicht lumpen, die Schauspieler ebenfalls nicht. Drei Stunden währt das – im wahrsten Sinne des Wortes – Theater. Der sportgestählte Lehrer für Leibeserziehung – sollte der nicht erpreßt werden? – geht gehörig mit der mißratenen Lolita-Schülerin zur Sache, besorgt´s ihr von allen Seiten.


Reich-Ranicki äußerte mal mit kaum verhüllter Lust an der Bloßstellung, daß – entgegen sämtlicher Dementis – in allen Romanen auch immer Autobiographisches der Autoren enthalten sei.
Dem fügen wir noch hinzu: Zumindest muß die Romanhandlung in der ureigensten Gedankenwelt des Autors – und hier auch in der des Regisseurs - eine wohl doch bedeutende Rolle spielen und gespielt haben. Der Stoff für Romane ist schier unerschöpflich. Um so mehr gibt am Ende die getroffene Auswahl über den Schreibenden – und den Theatermann – preis.


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