Kritikus
25.05.2006 Literaturstudium
Hartnäckig hält sich vielerorts die Auffassung, daß ein Literaturstudium – wenn angestrebt – meist auch das Entree für eine erfolgreiche Autorenlaufbahn sei.
Dieser Logik folgend, müßte die Sporthochschule Köln am laufenden Band erfolgreiche Sportler produzieren. Das tut sie mitnichten. In Köln entstehen Handwerker, also Trainer und Seminarleiter, Vortragskünstler und Regelkundige, aber keine erfolgreichen Leistungssportler. Das werden einige wenige der – mit außergewöhnlichem Talent gesegneten – Absolventen erst später. Doch des Studiums hätten sie dazu nicht bedurft, ebenso wenig wie bei Boris Becker oder Dieter Baumann.
Mit den Lehrstühlen für Literatur ist es nicht viel anders. Einmal abgesehen von der Literaturhistorie, deren Kenntnis auch keinen neuen Schriftsteller hervorbringt: Handwerkliches läßt sich trefflich lehren. Aufbau, Gliederung, Dialogtechnik, Projektarbeit, Dramaturgie, Spannungsbogen und dergleichen mehr. Doch „Schreiben“ im wahrsten literarischen Sinne läßt sich damit nicht aneignen, weder im Hörsaal, noch in Übungsgruppen, nicht in „Workshops“ und auch nicht unterm Arbeitstitel „Kreatives Schreiben“.
Kürzlich brachte es – zugegeben: in der eher kulturellen Randsportart „Formel-1“ – ein hoffnungsvolles Nachwuchstalent bei der Frage nach den Voraussetzungen für die wettbewerbsfähige Ausübung seiner Tätigkeit auf den sogenannten Punkt: „Das kann man nicht lernen. Entweder man kann´ s oder man kann´ s nicht.“
Dem ist - literarisch gesehen - nichts weiter Erhellendes hinzuzufügen.
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