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14.06.2006 Sexistin

Daß inzwischen nahezu alles in Romanform verpackt wurde, was es im menschlichen Leben an Vorkommnissen geben kann, ist keine sonderlich originelle Entdeckung. Meist ist dabei das Bemühen der Autoren unübersehbar, allen Freuden, allen Fährnissen, denen Menschenleben ausgesetzt sein können, ein entsprechendes Maß an Handlungsrahmen beizugeben.
Nicht so Véronique Olmi in ihrem kürzlich erschienenen Roman „Ein Mann, eine Frau“ (Kunstmann Verlag). Dem kurzen, prägnanten Titel – nach der Lektüre offenbart er erst seine eigentliche Hinweisfunktion – entspricht der Inhalt. Es geht nur um das eine: Mann und Frau treiben es im Bett miteinander. Seitenlang, eigentlich – läßt man die marginale literarische Verbrämung beiseite – über die gesamte Buchlänge, in aller Ausführlichkeit, mit allen Details, ohne Tabus, immer und immer wieder. Eine Rezensentin nannte es ein „minutiöses Protokoll, eine lakonische Aufzeichnung eines biologischen Vorgangs, eine Feldstudie.“

Nun sind drastische, eindeutige Kopulationsbeschreibungen in Buchform an sich nicht neu und kaum der Rede wert. Das sind sie allerdings dann, wenn sie versuchen, das Etikett Pornographie abzulegen und im Tarnmantel anspruchsvoller Literatur daherkommen. Männliche Autoren dieses Genres sind inzwischen landauf, landab als Sexisten stigmatisiert. Veronique Olmi hat sich nach diesem Buch uneingeschränkt den Titel einer Sexistin verdient.

Natürlich ist die stets wiederkehrende Frage nach dem Motiv, warum sich ein Autor, eine Autorin eines Themas annimmt, unredlich. Doch genauso wiederholend – wie auch in diesem Fall – stellt sie sich unweigerlich aufs neue.


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