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Aus der Welt der Literatur



2005-05-16
Alter Friedhof (Friedrich Georg Jünger)

Alte Friedhöfe erzählen die Geschichten von jenen, die dort begraben liegen. Bang wandert der Blick des Besuchers, der seine Schritte über die schattigen Wege lenkt, von einem Grabmal zum anderen, Namen und Jahreszahlen erstehen vor ihm, in Stein gehauen, goldfarbene Buchstaben und Ziffern, in braunes oder weißes Holz versenkt. Schreitet er zurück durch das gußeiserne, verschnörkelte Tor, zurück in´s Leben, so ist er nicht mehr derselbe, sei es auch nur für kurze Zeit.

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Urnen füllen sich und Krüge
Mit der Jahre grünem Moose.
Es verliert im Busch der Weg sich,
Es verwilderte die Rose.

Rost stürzt durch die Tür der Grüfte,
Wo die Gräser fröhlich sprießen,
Schloß und Riegel bröckeln nieder.
Was ist hier noch zu verschließen?

Nutzlos sind die Lebenslettern
Denen, die so tief hier schlafen.
Namen lösen sich und Zahlen
Von den alten Epitaphen.

An den Steinen, die zerfallen,
An den Kreuzen, die sich neigen,
Merkst du, daß die Totenklagen
Längst geheilt sind durch das Schweigen.

Denn es löst die Zeit die Schmerzen,
Die uns bleiben als Vermächtnis.
Länger währt das Reich der Toten
Als der Lebenden Gedächtnis.




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