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Aus der Welt der Literatur



2007-11-12
Waldesgespräch (Joseph von Eichendorff / Novellen und Gedichte / Insel Verlag / ISBN 3458320601)

Brentanos Ballade „Zu Bacharach am Rheine“, entstanden 1800, wurde von
Heine 1823 zu einem unsterblichen Volkslied verarbeitet („Die Loreley“).
Eichendorff hatte sich schon um 1812 des Themas bemächtigt und verkürzte Brentanos fünfundzwanzig Strophen umfassendes Werk auf ein Gedicht von nur noch deren vier. Er verlagerte das schaurigschöne Geschehen um die unerfüllte Liebe eines schönen Weibes fort vom großen Fluß in die Einsamkeit und Verlorenheit des Waldes, wo die Hexe Loreley ahnungslose Wanderer ins Verderben reißt.

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Waldesgespräch
(Joseph von Eichendorff)


Es ist schon spät, es ist schon kalt,
Was reit´st du einsam durch den Wald?
Der Wald ist groß, du bist allein,
Du schöne Braut, ich führ´ dich heim!

„Groß ist der Männer Trug und List,
Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,
Wohl irrt das Waldhorn her und hin,
O flieh, Du weißt nicht wer ich bin!“

So reich geschmückt ist Roß und Weib,
So wunderschön der junge Leib,
Jetzt kenn´ ich dich – Gott steh mir bei!
Du bist die Hexe Lorelay.

„Du kennst mich wohl – vom hohen Stein
Schaut still mein Schloß in tiefen Rhein;
Es ist schon spät, es wird schon kalt,
Kommst nimmermehr aus diesem Wald!“





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