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Aus der Welt der Literatur



2008-11-08
Die blaue Blume (Penelope Fitzgerald / Insel Verlag / Lizenzausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ / ISBN 978-3-86615-545-9)

Grundlage des Romans ist das Leben Friedrich von Hardenbergs (1772 – 1801) in den Jahren, bevor er unter dem Namen „Novalis“ berühmt wurde. Er verkörperte wie kaum ein anderer das literarische Zeitalter der Romantik, schuf ihr mit der „blauen Blume“ ein unsterbliches Synonym. Während seines kurzen Lebens war „Novalis“ kein großes Glück beschieden. Doch heißt es nicht, daß aus Glück niemals große Literatur entstehen kann?

Im dem unvollendeten Roman „Heinrich von Ofterdingen“ finden sich am Ende eines Gespräches zwischen dem jungen Heinrich und seiner feenhaften Begleiterin jene Worte, jene zwei Sätze, die ebenso kurz wie sprachgewaltig sind, sich dem Leser in immer neuen Deutungen erschließen, die im Grunde alles sagen und alles umfassen, was ein Menschenleben ausmacht:

„Wo gehen wir denn hin?“
„Immer nach Hause.“


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Textauszug:


Nachwort

Sopie starb am Morgen des 19. März, zwei Tage nach ihrem fünfzehnten Geburtstag, um halb elf Uhr. Fritz (Anmerkung: Friedrich von Hardenberg) erhielt die Nachricht zwei Tage später in Weißenfels. Karoline Just bekam auch einen Brief von einer älteren Schwester Sophies, die beschrieb, wie das arme Mädchen immerfort geglaubt hatte, Pferdegetrappel zu hören.
Fritz wurde erst nach Sophies Tod als Schriftsteller bekannt. Im Februar 1798 teilt er seinen Freunden mit, in Zukunft werde er unter dem alten Familiennamen Novalis, von Rode, der Neuland Bestellende, schreiben. Als Novalis veröffentlichte er die „Hymnen an die Nacht“ und arbeitete an vielen Entwürfen, von denen manche ausgeführt wurden und manche Fragmente blieben. Die Geschichte von der blauen Blume, die später „Heinrich von Ofterdingen“ hieß, wurde nie vollendet.

Im Dezember 1798 verlobte Fritz sich mit Julie, einer Tochter des Berghauptmanns von Charpentier, Mathematikprofessor an der Bergakademie Freiberg. Sie war zweiundzwanzig Jahre alt. Er bewährte sich im Salinendirektorium und war zum Amtshauptmann im Thüringischen Kreis ernannt worden. An Friedrich Schlegel schrieb er, ein sehr interessantes Leben scheine auf ihn zu warten. Er fügte hinzu: „ – indes aufrichtig wär´ ich doch lieber tot.“

Von den späten neunziger Jahren an verfielen die jungen Hardenbergs einer nach dem anderen der Lungentuberkulose und gingen fast ohne Gegenwehr dahin. Erasmus, der beharrlich erklärt hatte, er spucke nur deshalb Blut, weil er zuviel lache, starb am Karfreitag 1797. Sidonie blieb am Leben, bis sie zweiundzwanzig war. Zu Beginn des Jahres 1801 kam Fritz, der die gleichen Symptome hatte, heim nach Weißenfels zu seinen Eltern. Als er im Sterben lag, bat er Karl, ihm etwas auf dem Klavier vorzuspielen. Friedrich Schlegel kam, und Fritz erzählte ihm, er habe ganz neue Pläne mit der Geschichte von der blauen Blume.
Bernhard ertrank am 28. November 1800 in der Saale.
George fiel 1812 als Oberleutnant in der Schlacht von Smolensk.
Ein Jahr nach Fritzens Tod heiratete Karoline Just ihren Vetter Carl August.
Die Mandelsloh ließ sich 1800 von ihrem Mann scheiden und heiratete einen General von Bose. Sie wurde fünfundsiebzig Jahre alt.
Fritzens goldener Ring mit der Inschrift „Sophie sey mein Schuz Geist“ befindet sich im Städtischen Museum Weißenfels.




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