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Aus der Welt der Literatur



2008-12-17
Die weiße Blume (Heinrich Heine / „Sämtliche Gedichte“ / Insel Verlag / ISBN 3-458-33663-X)

Heinrich Heine (geb. 13. Dezember 1797 als Sohn jüdischer Eltern in Düsseldorf, gestorben 17. Februar 1856 in Paris, wo er auch begraben liegt) schrieb in seiner Schaffensphase 1812 – 1819 unter anderem das Gedicht „Die weiße Blume“ und offenbarte damit seine ganz Zwiespältigkeit und Widersprüchlichkeit hinsichtlich der Romantik. Einerseits einer ihrer heftigsten Kritiker, brachte er desungeachtet ein Gedicht zu Papier, das Novalis´ „Die blaue Blume“ im Grunde in nichts nachstand, ihn mutmaßlich dazu inspirierte.

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Die weiße Blume
(Heinrich Heine)


In Vaters Garten heimlich steht
Ein Blümchen traurig und bleich;
Der Winter zieht fort, der Frühling weht,
Bleich Blümchen bleibt immer so bleich.
Die bleiche Blume schaut
Wie eine kranke Braut.

Zu mir bleich Blümchen leise spricht:
Lieb Brüderchen, pflücke mich!
Zu Blümchen sprech ich: Das tu ich nicht,
Ich pflücke nimmermehr dich;
Ich such mit Müh und Not
Die Blume purpurrot.

Bleich Blümchen spricht: Such hin, such her,
Bis an deinen kühlen Tod,
Du suchst umsonst, findst nimmermehr
Die Blume purpurrot;
Mich aber pflücken tu,
Ich bin so krank wie du.

So lispelt bleich Blümchen, und bittet sehr –
Da zag ich, und pflück ich es schnell.
Und plötzlich blutet mein Herz nicht mehr,
Mein inneres Auge wird hell.
In meine wunde Brust
Kommt stille Engellust.



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