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Aus der Welt der Literatur
2009-10-04 | Beim Betrachten alter Fotografien (aus „Felderland“ / Rolf Haufs / Hanser Verlag / ISBN 3-446-14486-6) |
Gelblichbraun vergilbte Bilder in wurmstichigen ovalen oder rechteckigen Holzrähmchen, merkwürdig asymetrisch, wie in Eile, an die Wohnzimmerwand geheftet. Der Betrachter sucht nach bekannten Zügen in den Gesichtern, versucht in den Augen zu lesen, fragt sich, wenn niemand hinter ihm steht, ob alle schon tot sind, die er sieht. Und ob er eines Tages auch dort hängen wird.
Rolf Haufs (* 31.12.1935 in Berlin) zählt zu den weniger bekannten Lyrikern in Deutschland, überzeugt gleichwohl durch seine empfindsame, ausdrucksstarke Sprache. Mehrfach ausgezeichnet, erhielt er 2007 für sein literarisches Werk das Bundesverdienstkreuz. Doch die Lyrik steht nicht im Rampenlicht der Literatur, muß sich seit jeher mit Nebenrollen begnügen. Und um Haufs ist es dabei noch ruhiger geworden.
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Beim Betrachten alter Fotografien
Warum Gelächter Über unsere Posen
Kinderstrümpfe Baum im Hintergrund Gras
Tor das nie repariert wurde
So eine Frisur so eine Haltung die
Toten Gesichter sind jetzt tot die
Spiele sind beendet die Augen
Haben andere Schatten
Wo liegt noch jene Landschaft
Verwechselbar Bräute Väter Kinder
Sie alle der Ebene verfallen
Glänzend! Matt
Hebt sich frühes Licht
Tanz Verlobung Den Kranken sah
Niemand was an sie
Stürzten später
Andere erhoben sich verschwanden
Laut und leise Auch ich
Seh mich schon
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