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Aus der Welt der Literatur



2012-05-01
Duineser Elegien / 1. Elegie (Rainer Maria Rilke / Gedichte / Reclam Verlag/ ISBN 978-3-15-009623-9)

Rilke schrieb an seinen zehn Duineser Elegien ein ganzes Jahrzehnt lang, und er sollte die letzte von ihnen nur wenige Jahre vor seinem Tod beenden. Ihren Namen haben jene Klageverse von Schloß Duino, dem bei Triest gelegenen Sitz der Gräfin Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe, bei der Rilke als Gast weilte und dort die erste Elegie niederschrieb.

Der - gewiß sehr freien - Überlieferung nach soll Rilke bei seinem Besuch auf Schloß Duino an den nahen Klippen im Wind eine Stimme gehört haben, die ihm die ersten Worte zurief, die er sogleich aufschrieb und ihn auf jene Weise zum Verfassen dieser Elegie und den ihr folgenden inspirierte.

Rilke beschäftigte zeitlebens das menschliche Dasein und seine ihm eigenen Existenzbedingungen und die darin verwurzelten Widersprüchlichkeiten. In seinen Werken ist die Sinnfrage in unterschiedlicher Form und Gestaltung mehr oder weniger allgegenwärtig. Er findet keine Lösung für das ihm Unbegreifliche, wie der Mensch, der als einziges Geschöpf sich selbstbezogen zu betrachten fähig ist und von seiner Vergänglichkeit, von seinem bevorstehenden Tod von Beginn an weiß, das Leben ohne schiere Verzweiflung betrachten kann.

Bereits mit 51 Jahren stirbt er in der Schweiz an Leukämie; es heißt, daß ihn die Ärzte, die erst spät zur richtigen Diagnose fanden, bis zuletzt im unklaren über seine Krankheit ließen und er nicht wußte, woran er litt. An der Südseite der kleinen Kirche „St. Romanus“ in Raron im Schweizer Kanton Wallis liegt er begraben. Das Holzkreuz auf seinem Grab, das nur seine Initialen „R.M.R“ und die Jahreszahlen 1875 und 1926 trägt, wird noch heute oft entwendet, mit der an der Kirchenmauer angebrachten Platte ist das weniger gut möglich. Auf ihr stehen die von ihm selbst gewählten Abschiedsworte „Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, niemandes Schlaf zu sein unter so viel Lidern“. Rilke liebte Rosen über alles, soviel ist bekannt, dennoch mutmaßt und rätselt die literarische Welt bis auf den heutigen Tag noch immer über jenen sonderbaren Grabesspruch.

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Die erste Elegie (Rainer Maria Rilke)


(Auszug:)

Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel
Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme
einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem
stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts
als des Schrecklichen Anfang, ...






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