Kritikus
18.10.2015 Roche und kein Ende
Charlotte Roche hat ein drittes Buch herausgebracht, über das man nicht viele Worte verlieren muß („Mädchen für alles“). Eine durchgeknallte Wohlstandgattin in der Midlife-Crisis. Das übliche Roche-Szenarium: Vulgarität, Pornographie, Obszönität, Sadomasochismus, Analfixierung, Sexfixierung, Drogenkonsum. Warʼs das? Nein, nicht ganz, doch mehr muß man nicht aufzählen von dem, was Roche für erzählenswert hält.
Im Grunde schreibt Roche wieder über sich selbst, wählt erneut die Ich-Perspektive; nach dem Hype um ihren Erstling „Feuchtgebiete“ gab sie u. a. zu Protokoll, daß „sie eine verbale Sau“ wäre, charakterisierte sich selbst als „perverse Sau“, beabsichtigte zeitweilig, Hardcore-Pornofilme zu drehen und einen Swinger-Club zu eröffnen. Noch viel weniger Worte muß man über ihre Schreibqualitäten verlieren: Umgangssprachlich auf Aufsatzniveau; gewollte, in der Regel mißglückte Provokationen, literarisch ein Nullum.
Solange die selbsternannte offizielle deutsche Literaturszene – bis auf wenige Ausnahmen – solcherart Schreiberei huldigt, wie erneut zu beobachten, kann man sich getrost ersparen, sie auch nur in Ansätzen ernst zu nehmen.
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